6. September 2017

Köln, Rheinufer

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, die am meisten Blödsinn reden, im Grunde nur Angst haben, was sie herausfinden, wenn sie mal nur sie selbst sind!“

Mit diesem Satz, den ich vor kurzer Zeit gehört habe und der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht, möchte ich meinen Blog für diese Woche beginnen.

Jeden Tag bestätigen sich diese Worte. Dann, wenn man ungewollt Mithörer bei einer Unterhaltung am Flughafen wird und man sich fragt, was diese Konversation soll.
Dann, wenn man mit Freunden telefoniert und sie einem von all den Ungeheuerlichkeiten am Arbeitsplatz erzählen und man seinen Ohrem kaum glauben kann. Von den Boshaftigkeiten und den kleinen Intrigen des Alltags möchte ich gar nicht anfangen.
Der zitierte Satz bestätigt sich auch dann, wenn man seine eigenen Gedanken ausmistet und merkt, wie viel unnötigem Geschwätz man sich täglich aussetzt und wie sehr einen das belastet. Selten kann man über Echtes und wirklich Wichtiges reden. Essentielles.

Wie ist es bei dir? Kennst du das auch?
Du merkst, wie jemand einfach ununterbrochen Schaum schlägt, Floskeln aneinanderreiht oder als personifizierte Übertreibung versucht, bloß nichts Echtes durchblicken zu lassen und nichts sagt, obwohl sein Mund sich bewegt?!

In den momentanen Wahlkampfparolen wiederholt es sich dann Abend für Abend auch noch öffentlich. Alle sagen viel, diskriminieren die Andersdenkenden schon allein aus der Gewohnheit heraus und bieten kaum Neuerungen oder revolutionäre Gedanken, sondern lediglich lahme und schon immer funktionierende Schlagworte. Die meisten nehmen es schweigend hin, die anderen reden nur hinter vorgehaltener Hand.
Fast alle Werbe-Ads für neuartige Apps arbeiten mit der vielen „Butter“ auf dem Brot und versprechen einem, dass die App nun auch noch Kaffee kochen oder rasieren kann und beim Draufklicken tritt dann recht schnell die Ernüchterung ein. Genau genommen kann sie nämlich NIX! Angeblich bahnbrechende Errungenschaften in der Digitalisierung stellen sich als Megaflops heraus und beim Betrachten von Fotos im Immobilienmarkt weiß man schon im Voraus, dass das, was man sieht, nicht ganz wahrheitsgemäß sein kann. Dann bei der Besichtigung kippt man fast aus den Latschen.

Aber warum eigentlich? Warum fällt es Menschen so schwer, ehrlich zu sein?
Warum geht der Trend dahin, dass man lieber gaaaaanz viel Sahne auf dem Eis hat, als das Eis an sich herauszuschmecken?

Wir können uns nicht ewig hinter einer Maske verstecken, wir sollten diejenigen sein, die es anders machen!
Jeder sollte versuchen, diese Schaumschläger zu meiden.
Karneval ist zwar durchaus begehrt in meinen Gefilden hier, aber auch als Kind hatte ich persönlich schon rein gar nichts für das Verkleiden übrig.
Das soll nicht bedeuten, dass ich den Jecken hier was wegnehmen will – UM GOTTES WILLEN – alle sollen das Leben feiern und den Karneval in vollen Zügen zelebrieren. Das ist sooo wichtig und sooo schön anzugucken, aber:
Ich finde, dass es einfach mehr Authentizität braucht. Echt sein. Mehr Ehrlichkeit. Ehrliche Antworten. Mehr Tränen, wenn sie denn rauswollen vor lauter Traurigkeit oder Rührung.
Mehr Lachen, mehr echter Spaß, mehr Freude und mehr Aufrichtigkeit.
Mehr Ansammlungen von Menschen, die so sind, wie sie sind und das Leben – das Rauf und Runter – feiern, sich zugehörig fühlen und Teil von … wie soll ich es sagen… ja eben der Realität sein wollen. Pur, echt, auch mal mit Kleid und Smoking, auch mal mit Pommes Majo und eben auch mal ohne Chichi!
Das, was man sowieso fühlt, wenn denn der Bauch richtig funktioniert, einfach rauslassen. Nicht immer alles kontrollieren oder wegdrücken.
Denn das Ergebnis ist das, was ich täglich in meinen Coachings erlebe, in meinen Workshops und Kursen: Die Angst vor dem Echt-Sein. Furcht davor, nicht zu genügen.
Schockstarre empfinden, weil jemand angeblich „zu“ nett ist, obwohl er so fühlt. Dieser jemand kann nur was im Schilde führen. Ehm… nee!
Wenn wir Hunger haben, machen wir uns ja auch nicht Gedanken darüber, dass uns da unten jemand verarschen will, sondern unser ehrliches Gefühl sagt HUNGER, ergo essen wir. Punkt. Wir vertrauen. Uns und dem Leben.
Bei Emotionen sollten wir uns wieder darauf verlassen, dass an ihnen etwas Wahres dran ist. Wir müssen zuhören, wo sie herkommen und uns um sie kümmern. Nicht Theater spielen und ein falsches Gesicht auflegen.
Das heißt natürlich im Umkehrschluss nicht, dass andere Menschen uns dann nicht angreifen oder attackieren. Wahrscheinlich werden sie es, aber das würden sie so oder so. Es ist nur leichter, bei sich und sich treu zu bleiben oder sich passend zu wehren, wenn man auch man selbst ist.

Auch die Veränderungen, die durch diese bewusste Entscheidung angestoßen werden, müssen Einzug halten. Wenn man sich entscheidet, ehrlicher mit sich und der Umwelt zu sein, dann verändert sich nicht selten eine Menge.
Man muss dann überlegen, welche eigenen Eigenschaften man mit auf seine weitere Reise nimmt und was nicht mitkommen kann.

Da ich demnächst umziehe, komme ich momentan nicht drumherum, Dinge wegzuschmeißen und Schränke zu entleeren. Ein gedankliches Ausmisten findet automatisch statt, denn man trifft für sich die Entscheidung, was noch gebraucht wird und was nicht. Bei dem, was nicht gebraucht wird, stellt man sich dann nur die Frage „Macht es mich glücklich(er) oder nicht?“ und „Hänge ich daran, weil es mein Leben bereichert oder nicht?!“ und „Werde ich mich in ein paar Jahren ärgern, wenn es weg ist oder vergesse ich es?!“. Und dann? Dann geht entweder der blaue Sack auf oder man legt es feinsäuberlich in den Karton.

Es tut gut – ob Umzug hin oder her!
Probier‘ es mal aus und fange bei nur einer Schublade an – Loslassen kann man üben und lernen!

Gedanklich umziehen… und das Ehrliche, das wirklich Gebrauchte mitnehmen.
Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit… Was nimmst du mit? Welche deiner eigenen Eigenschaften? Welche Dinge? Welche Altlasten entsorgst du?

Let’s pack!!!
Bedeutungsvolle neue sieben Tage wünsche ich euch!

Euer Gerrit