20. Dezember 2017

Köln, Innenstadt

 

Vor genau einem Jahr habe ich mit diesem Blog angefangen und nach meinem New York-Trip darüber berichtet, was ich so erlebt habe. Kaum zu glauben, dass wir nun – 52 Einträge später – schon wieder beim Weihnachtsfest gelandet sind.
Ich möchte an dieser Stelle dir, euch allen da draußen danken. Danke für eure Reaktionen, Kommentare, Nachrichten und für die Nachwehen, die ihr in euerm Leben aufkommen lasst. Nicht selten berichtet ihr mir irgendwann davon, was ihr selbst, andere in eurem Umfeld als Reaktion auf meinen Blog erfahren habt.
Oder wie es euch zum Lächeln und Weitermachen, zum Nachdenken oder zu Veränderungen angestoßen habt. Das berührt und freut mich sehr und genau das ist der Motor dieser neuen Zeilen und für alle, die folgen.
Dafür sage ich DANKE und freue mich auf ein neues Jahr mit euch!

Jetzt wollen wir aber erstmal der Weihnachtsgans, der Ente und den Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat (das ist man da, wo ich herkomme!) tief in die Augen blicken und die anderen Augen zum Strahlen bringen, wenn es in ein paar Tagen schöne Momente, gute Gedanken, Hoffnung und Geschenke, welcher Art auch immer, quasi „auf Rezept“ gibt.

Genießen wir sie und geben das, was oft vielleicht zu viel ist, einfach weiter. Weiter an die, die es brauchen.
Wir alle hätten, glaube ich, am liebsten das perfekte, amerikanische Weihnachtsfest, oder? Sind wir doch mal ehrlich?! Eine glückliche Familie, die in einem großen weißen Haus mit geschwungener Treppe und mit Weihnachtsbaum bis zur 3.80m hohen Decke zusammenkommt und den perfekten Turkey isst. Alle gestriegelt und herausgeputzt mit Geschenken, die aussehen, als hätte Santa Clause persönlich die Schleife gebunden, richtig?
Dazu tönt es:
DECK THE HALLS WITH BOUGHS OF HOLLY – FALALALALALALALALA!!!

Also ich weiß zumindest von mir und einem Dutzend Leuten um mich herum, dass sie diese Vorstellung von Weihnachten lieben würden, mich ganz vorne und an erster Stelle eingeschlossen, denn ich bin der Weihnachtsengel No.1!!!
Ich liebe diese Tradition, vor allem aber den Gedanken des Gebens.
Jährlich arbeite ich darauf hin, zumindest den Baum oder die Geschenkverpackungen, Essen und Musik so hinzubekommen, dass alles passt, allen von meiner Freude etwas zu geben. Das passende Haus kommt bestimmt jetzt bald auch dazu und dennoch weiß ich seit ein paar Jahren, es geht trotzdem nicht „perfekt“. Es darf gar nicht „perfekt“ sein.
Nichts und niemand, nicht Weihnachten und wir selbst schon mal gar nicht.

Durch unsere Kindheit, Jugend, unser Heranwachsen, Ausbildungen und Studiumszeiten, durch Vereinssport und durch die Gesellschaft werden wir zu Perfektion erzogen und auf Glattheit getrimmt. Eine gute Note ist das Ziel! Mama und Papa stolz machen…Wer kennt diese Zeilen nicht?! Ich persönlich kann davon ein Lied singen, da ich in meiner Vergangenheit immer zu dem perfekten Schwiegersohn oder dem „Everybody’s Darling“ in der Showbranche hochstilisiert worden bin. Seit ein paar Jahren weiß ich – und daran arbeite ich jeden einzelnen Tag – perfekt geht nicht und will auch keiner, mag keiner, macht unglücklich und ist nicht authentisch. Bullshit!
Auch in der letzten Woche habe ich über die Unfehlbarkeiten des Lebens wieder eine Menge gelernt und das ist für mich die Haupterkenntnis des Lebens überhaupt: Es kommt so, WIE ES FÜR UNS RICHTIG IST und nicht, WIE WIR ES UNS WÜNSCHEN.

Dieser Unterschied ist sooo wichtig und seine klare Definition schafft eben Glück oder Unglück.

So war es immer, ist es und wird es immer sein. Wenn ich jemandem nicht helfen kann, obwohl ich es so sehr will und mich bemühe und dieser Mensch trotz allem nicht bereit dafür ist, dann muss ich es akzeptieren, egal wie gut, nett und erfahren ich bin. Das bleibe ich trotzdem!Wenn man es trotz großer Bemühungen und Anstrengungen nicht schafft, berufliche oder private Trennungen nicht so harmonisch wie geplant zu gestalten und trotzdem alles aus dem Ruder läuft und nicht vorbildlich abläuft, DANN ist es eben so. Der gute Gedanke zählt.
Wenn Falten oder graue Haare auf einmal auftauchen und einem signalisieren, dass man bereits großartige Jahre auf der Erde hatte, DANN ist es eben so. Herzlich Willkommen im Leben!
Wenn Lebenswege doch anders verlaufen und persönliche Biografien mit Ausrutschern und Fehlern aufwarten, DANN ist es ein echtes und fantastisches Leben. Gratulation!
Wenn ich einen Vorsatz habe für das neue Jahr, dann ist es der, noch mehr so zu sein, wie man eben ist.
Es ist ja nicht gleichbedeutend mit sich gehen lassen, der Scheiß-egal-Einstellung oder so etwas. Ich kann meinem Wunsch nach Ästhetik gar nicht entgehen, ich liebe schöne Dinge, Kleidung, ein schönes Zuhause, leckeres und toll zubereitet Essen, Sonne, Strand, ich liebe es, in Form zu sein und und und… Es bedeutet aber im Kern genau das! Auch das anzuerkennen, die eigenen Ansprüche stets zu überdenken und zu sich zu stehen. Niemand muss und sollte sich schämen, das oder eben das zu denken. Man mag, was man mag. Dafür kann man nichts. Man darf sein, wer man sein will. Montags so, mittwochs auch mal so. Ob im Smoking oder im Trainingsanzug, ob mit perfekter Frisur oder eben nicht.
Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen, der zugepuderten und künstlichen Umwelt sagen, was 2018 angesagt ist: LEIDENSCHAFT und AUTHENTIZITÄT! Und davon bitte mehr im Kino, im TV, im Radio, für jeden bitte etwas. Unformatiert. Für jeden Geschmack etwas dabei.

Wenn wir uns die Weihnachtsgeschichte angucken und sie wirklich verstehen wollen, dann bemerken wir, dass die perfekte Geburt eines sogenannten „Königs“ standesgemäß eigentlich hätte anders ablaufen müssen – sollte sie aber wohl nicht… Sondern genau so! Perfekt ist nichts und das ist auch gut so. Für jeden war etwas dabei und auch Mittellose konnten und können sich mit dieser Geschichte identifizieren, denn der spätere Einfluss hängt nicht von der Geburt ab.

Diese Erkenntnis sollten wir mit unter den Baum legen, in unsere Weihnachtswünsche und -karten für andere hineinschreiben, denn das ist wohl das was wir weitergeben können für das neue Jahr!

 

Merry Christmas an euch alle da draußen,
auf ein perfektes nicht perfektes Fest –
wir lesen uns in 2018!

Euer Gerrit