In den jetztigen Zeiten erfahren alte Werte eine Reformation oder den absoluten Todesstoß, so empfinde ich es. Entweder sie stehen bei den Menschen hoch im Kurs oder werden noch mehr mit Füßen getreten als je zuvor.
Die guten Menschen hat Corona gefühlt noch besser gemacht und die dummen und narzisstischen Menschen noch dümmer oder eben noch narzisstischer.
Mein Gefühl.
Entweder man rückt noch enger zusammen mit gewissen Menschen des gleichen Kalibers und wünscht sich nur noch nonstop von ihnen umgeben zu sein oder man bekommt das Gefühl, flüchten zu wollen oder gar ausbrechen zu müssen, wenn sich welche der anderen Sorte “Mensch” nähern oder in das direkte Umfeld verirrt haben.
Werte wie Verbindlichkeit, Respekt und Vertrauenswürdigkeit scheinen während einer der unsichersten und unstetigsten Zeiten unseres Planeten die wichtigsten Werkzeuge in unserem persönlichen Survival-Kit zu werden.
In der Tat “überlebenswichtig” fühlt es sich an.
Genau deshalb fällt es einem wahrscheinlich auch auf, wenn das Gegenteilige zutrifft.
Gerade die Verbindlichkeit ist mir – und das seitdem ich denken kann – ein ständiger Begleiter gewesen. In meinem neuen Podcast mit meiner Kollegin Sabine Asgodom, den wir jede Woche veröffentlichen, haben wir uns schon mehrfach über diesen Begriff und seine Relevanz unterhalten. Immer aus aktuellem Grund, immer, weil es so wichtig ist, dass wir uns an diesem Begriff nicht satthören. Gerade die Corona-Krise verlangt es uns eigentlich ab, miteinander verbindlich zu sein.
Leider werden wir von den Medien und der Weltpolitik nicht gerade verwöhnt, was verbindliche Aussagen angeht, deshalb wahrscheinlich umso größer der Wunsch, es um sich herum anders haben zu wollen oder sich eben auch in dieser morastigen Suppe der Verfehlungen und Gleichgültigkeiten zu verlieren. Nach dem Motto: “Mit dem Strom schwimmt es sich leichter!”
Ich merke, dass bei meinen Klienten, Schülern, Geschäftspartnern und bei mir und meinem Umfeld Folgendes ganz hoch im Kurs steht:
Sich aufeinander verlassen, zu seinem Gesagten stehen, auf etwas bauen, sich gegenseitig ein Gefühl der Wichtigkeit – der Relevanz – geben.
Es ist für mich nicht gleichbedeutend mit sturem Einhalten von Regeln, das starre Geflecht der ohnehin meist zu starren deutschen Gesellschaft nicht auch mal zu lockern oder durch globale und gesellschaftliche Veränderungen kleine Planverschiebungen zu justieren und zu Grundfesten zu erneuern. Nein, es bedeutet viel mehr in Resonanz zu gehen, miteinander über Veränderungen reden, Dinge verbindlich ansprechen, sich vor allen Dingen EMOTIONAL und auf der menschlichen Ebene begegnen. Relevante Dinge und Gefühle verbindlich mitteilen und verarbeiten.
Einen sturen Termin einzuhalten, obwohl das Leben unterwegs zig mal zuschlägt, ist nicht verbindlich sondern eher “stur” und “verbissen”, viel wichtiger ist das Gefühl darüber hinaus, das bei jemandem ankommt. Das Gegenüber sollte die eigene Wichtigkeit spüren trotz einer Verschiebung, die momentan unser aller Nerven strapazieren. Man sollte merken, dass man “am Start” ist, für jemandem einsteht und sich Mühe gibt, auch, wenn es faktisch vielleicht nicht immer klappen kann. Das Sprichwort: “Wenn es DIR wirklich wichtig ist, dann muss es auch klappen!” sollte geändert werden in “WIR werden es schon IRGENDWIE hinbekommen, wenn es uns beiden wichtig ist!”.
Es ist die Zeit der Möglichkeitsdenker, wir müssen Wege finden, um miteinschloss verbindlich sein zu können. Maske hin oder her, Publikum hin oder her, Verbote, Gesetze, Auflagen hin oder her – das einzige, was wir haben sind wir und unsere selbst geschaffenen IRGENDWIE-Möglichkeiten.
Wahllose Umplanungen, Unpünktlichkeiten oder nicht gezahlte Rechnungen nach mehrmalige Aufforderung geben dem Gegenüber dieses Gefühl nicht. Unserem Gegenüber gebührt Respekt. Wenn man nicht zahlen kann, dann muss man darüber sprechen und dankbar sein für den Aufschub und dann zum abgemachten Zeitpunkt unaufgefordert zahlen. Wenn man Menschen liebt, mag oder schätzt, dann muss man sie auch lieben, mögen oder wertschätzen, wenn es einmal nicht so läuft, wie man es sich vorgestellt habe. Das ist man sich schon schuldig. Auch das ist Verbindlichkeit. Sich zueinander bekennen. Eine Begrifflichkeit, die ich sehr liebe, da ihr das Wort “kennen” innewohnt. Sich BEKENNEN, weil man sich kennt. Das ist es.
Darauf möchte man sich verlassen können.
Es ist vielleicht die Zeit, wo mehr Flexibilität gefordert wird, wo Veränderungen und neue Nachrichten uns das Planen erschweren, deshalb ist das gegenseitige Commitment, dieses Bekennen, auch so wichtig. Deshalb empfinde ich, dass Respekt und Vertrauenswürdigkeit noch wichtiger sind als je zuvor und diese Werte uns zusammenhalten.
Sie scheinen uns zu einen oder zu separieren.
In einer nicht transparenten Zeit, will man Transparenz mit seinen Mitmenschen erleben, man will sich verstanden fühlen und auf Tuchfühlung gehen mit den Menschen um einen herum. Ehrlich sein mit seinem Gefühlen, Ängsten und Sorgen, ehrlich sein mit sich und der Welt. Sich zu Schwächen und Unzulänglichkeiten bekennen, sich vulnerabel – verletzlich – zeigen.
Bekenne dich zu mir, ich bekenne mich zu dir. Oder umgekehrt. Mit allem, was dazu gehört.
Füreinander. Miteinander. Das ist doch wahre Botschaft der Krise. Und genau das ist auch die Message meines Buches “SEI EINE STIMME – NICHT NUR EIN ECHO” – Echtheit und Verletzlichkeit, Bekennen und Sein. Sensibilisierung statt Optimierung.
Hier könnt ihr euch mal einlesen oder es vorbestellen:
Schaumschlägerei, Narzissmus, Egoismus und ewige Nörgler und Nein-Sager, die zwar in ihrer Negativität verbindlich sind, einen damit aber eher noch näher an den Rande des Abgrunds bringen, sind Störfelder und schwingen im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf der gleichen Wellenlänge.
Bei der momentanen Hitzewelle und den sehr schwer händelbaren Temperaturen wird es umso schwieriger diese Art des Menschelns auszuhalten.
Wir dürfen eines nicht vergessen:
Mein Leben ist dein Leben, dein Leben ist das Leben von jemand anderem, das von jemand anderem ist wiederum das eines anderen und jenes wiederum meines. Alles ist eins. Unsere Leben beeinflussen sich gegenseitig. Das, was der eine tut, beeinflusst immer auch jemand anderen. Und über Ecken kehrt es zurück zu uns. Zu mir und zu dir.
Wir müssen uns überlegen, was wir zurückbekommen wollen, wenn der Boomerang zurückkommt. Jede Entscheidung, jede unserer Aktionen hat seine Konsequenz in der Reaktion eines anderen und dadurch wieder in uns.
Der Boomerang kommt sowieso. Werfen wir ihn fair und verbindlich in die richtige Richtung, so dass er leicht gefangen und wieder zurückgeworfen werden kann. Davon haben wir alle was.
Ich wünsche dir ganz viele dieser verbindlichen Menschen um dich herum, die sich zu dir bekennen.
Sie lassen einen abends ruhig einschlafen.
Genieße den Sommer,
Dein Gerrit
Hinterlasse einen Kommentar